50 Jahre Elysée - Vertrag: Monika Tamme zu Besuch beim Bundespräsidenten

Der Bundespräsident lud Monika Tamme zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Élysée-Verträge ein. Sie bringt dadurch viele Anregungen für die Abbacher Städtepartnerschaft mit Charbonnières-les-Bains mit. Lesen Sie hier den Bericht von Monika Tamme:

Bericht von Monika Tamme:

Einladung zum Konzert mit anschließendem Empfang aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée – Vertrages

Mein Erstaunen war enorm, als ich kurz vor Silvester einen Brief des Auswärtigen Amtes bekam:

Unter dem goldenen Bundesadler las ich:

 Der Bundespräsident und Frau Daniela Schadt
bitten
Frau Monika Tamme
zu einem Konzert und anschließendem Empfang
aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Élysée - Vertrages
am Dienstag dem 22. Januar 2013 um 17.15 Uhr
in die Philharmonie

Ich habe mich ungeheuer gefreut und konnte die Ehre gar nicht fassen. Das geht mir eigentlich auch heute, am Tag nach dem großen Ereignis noch so.

Natürlich habe ich sofort zugesagt und ein Hotelzimmer gebucht. Mein Mann sagte mir liebevoll seine Begleitung nach Berlin zu.

Dienstag früh war schon zu sehen, wie die  Umgebung der Philharmonie großräumig gesichert wurde. Ohne Einladung (mit Bundesadler) + Personalausweis konnte man  die Straßen der Umgebung  nicht einmal mehr zu Fuß betreten. Nun ja, es wurden alle Parlamentarier des Bundestages sowie der französischen Nationalversammlung erwartet.

Monika Tamme in Berlin


Wir Gäste mussten um 15.30 Uhr zur Sicherheitskontrolle in der Philharmonie sein,  dann führten uns Schüler der französischen Schule zur Garderobe und überreichten uns Informationsmaterial. Wir wurden  freundlich und aufmerksam mit Getränken und Häppchen versorgt, um die  Wartezeit zu verkürzen, bis die Busse mit den Teilnehmern des Festaktes im Bundestag ankamen. Da sahen wir sie dann alle, die bekannten Politiker aus Deutschland und Frankreich, die Schauspieler und Größen des öffentlichen Lebens.

Monika Tamme in Berlin

Ich hatte die Gelegenheit, dem französischen und dem deutschen Außenminister die Hand zu drücken – auf eine weitere gute Entwicklung der Partnerschaften.

Mit etwas Verspätung nahmen wir unsere Plätze ein, die Musiker stimmten ihre Instrumente, der Dirigent betrat das Pult - und dann betraten Angela Merkel, François Hollande, der Bundespräsident und Frau .Schadt unter Riesenapplaus den Saal, das Konzert begann mit Beethovens Ouvertüre zu Egmont.

Danach wurde der Bundespräsident zum Rednerpult geleitet.

Die Ouvertüre seiner Rede war ein Bericht der damals 19 jährigen Hanna Schygulla, die 1963 erstmals nach Paris reiste und die Gefühle der Menschen beiderseits des Rheins schilderte: „Die Deutschen jubeln befreit auf, als de Gaulle, der Chef des Widerstands gegen das  Nazideutschland, in deutscher Sprache dem Volk der Deutschen das in Schutt und Asche und Schimpf und Schande verlorene Bild der „großen Nation“ zurück gibt.“

„In Frankreich“, so Schygulla weiter, „reagieren nicht wenige mit Abwehr. Sie haben noch das Getrampel der deutschen Wehrmachtstiefel auf den Champs Élysée im Ohr“.

Welch weiten Weg hatte damals schon der Mensch zurückgelegt, der seinem Aggressor die Hand reicht – auf eine Weise, die ihn nach seiner Niederlage nicht demütigt.

Der Bundespräsident erinnert aber auch an die große Verpflichtung, die Adenauer und de Gaulle knapp 20 Jahre nach Kriegsende zur Gestaltung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich übernommen haben. Er spricht auf die Differenzen an, die freundschaftlich und offen debattiert werden müssen, um Lösungen für Ungeklärtes zu erarbeiten –  Kompromisse darf man dabei nicht  scheuen.

In seiner Rede kommt der Bundespräsident auf viele Aspekte der deutsch-französischen Freundschaft zu sprechen.

Er sieht in unserem bilateralen Verhältnis einen Impulsgeber für Europa.

Er sieht das Wunderbare unserer Zeit, in der die Enkel und Urenkel der Gründer der deutsch-französischen Freundschaft sich einen Krieg gegeneinander nicht mehr vorstellen können.

Er nennt all die vielen Schritte, die die beiden Nationen schon auf einander zugemacht haben.


Er freut sich über das deutsch-französische Jugendwerk, „das schönste Kind des Élysée Vertrages“, über die zahllosen Städtepartnerschaften, die uns verändert haben. Auch das Erlernen der Sprache des Anderen sieht er als ein großes Geschenk. Dieses Geschenk nicht nur anzunehmen, sondern es zu hüten, und zu pflegen ist sein tiefer Wunsch.

Auch auf Frankreichs Initiative gegen den islamischen Terror kommt Gauck zu sprechen. „Zu verhindern, dass sich Terroristen Rückzugsgebiete erobern, liegt im Interesse Deutschlands und Frankreichs, im Interesse Europas und im Interesse Afrikas.“

Der Bundespräsident schließt seine Rede mit der Versicherung: „Eines, Herr Präsident und liebe Mitglieder der Assemblée Nationale, dürfen Sie als Gewissheit mit nach Paris nehmen: Ja, wir Deutschen wollen Europa. Und eins ist sicher: Wir wollen es immer und nur in tiefer und fester Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland.“

Mit großem  Applaus dankte das Auditorium dem Bundespräsidenten für diese bewegende Rede.

In der ganzen Zeit war der Block der Schüler der deutsch-französischen Schule in den Farben der Nationalfahnen angestrahlt -  ein verbindendes Bild.

Die Sinfonie Nr.3 in c-Moll op.78 von Camille Saint-Saëns begeisterte anschließend das Publikum, hoch emotionell  war die Reaktion auf diesen französischen Komponisten.

Für mich war ein besonders ergreifender Moment die Aufführung der „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven. Denn nun erhoben sich alle Anwesenden. Die Ode wurde als Europäische Hymne empfunden, die alle eint, auf einem neuen Niveau über unseren Nationalhymnen. (Während sie gespielt wurde, waren die Gymnasiasten der deutsch-französischen Schule in den Farben der Europa Hymne angestrahlt.)

Der anschließende Empfang gab noch Gelegenheit zu manch interessantem Gespräch, zu vielen Begegnungen zwischen den Gästen, den Parlamentariern beider Länder, der französischen Botschafterin, Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes, Militärs und Mitbürgern, die sich für die bilateralen Beziehungen verdient gemacht haben. Es waren viele junge Menschen eingeladen. Ihre Aufgabe ist es, die Freundschaft in die Zukunft zu tragen und zu hüten.

Als die Mitglieder der französischen Nationalversammlung zum Bus gerufen wurden, um den Heimweg nach Paris anzutreten, löste sich der Empfang langsam auf,

Eine nette Geschichte am Rande: Im Hotel lernte ich eine Dame aus der Region Pau in Südwest- Frankreich kennen. Dann stellt sich heraus, dass sie aus Nittenau stammt, Verwandte in Bad Abbach hat (wir konnten Neuigkeiten über die Familie austauschen) – die Liebe hat sie nach Frankreich geführt, sie hat seit 3 Jahren auch die französische Staatsangehörigkeit und organisierte im letzten Jahr dort eine deutsche Woche.

Dieser große Festakt bestärkt in neuem, besonderen Maße mein Engagement für unsere Partnerschaft. Hoffentlich gelingt es mir, viele Menschen anzustecken.